Stimmung steigerte sich von Minute zu Minute
Konzerte zum 50-jährigen Dirigentenjubiläum von Friedemann Buhl – Zwei Mal ausverkauft
Von Rainer Ohlheiser
Helmstadt-Bargen
„Inspiration und Leidenschaft“ war das Motto für zwei Konzerte am vergangenen Freitag und Samstag in der Bargener Sporthalle des Männergesangvereins Eintracht Bargen. Diese Attribute legt der Dirigent des Chors Friedemann Buhl jetzt bereits seit 50 Jahren an den Tag, zu dessen Jubiläum diese Veranstaltungen durchgeführt wurden. Nach einer heißen Probephase war die jeweils vollbesetzte Halle der Lohn für alle Mitwirkenden. Ein besonderes Highlight war die Mitwirkung eines speziell für das Jubiläum ins Leben gerufenen MGV- Frauenchores. Basis dieses Chores bildeten die Festdamen, welche bereits 1981 zum 100-jährigen Vereinsjubiläum und zuletzt beim 40-jährigen Dirigentenjubiläum als Festdamenchor musikalisch aktiv waren. Zudem beteiligten sich eine große Anzahl Frauen bzw. Freundinnen der Sänger. Es war eine stramme Leistung für die Frauen, nach lediglich neun Probewochen diese Herausforderung zu stemmen. Der Männerchor begann zunächst mit traditionelle Stücken. Ohne Begleitung sang dieser das Lied „Morgenrot“, das bereits 99 Jahre alt ist. Es wurde komponiert von Robert Pracht. Nach einem gediegenen, ruhigen Beginn enthält es auch lautere Episoden. „Abendrot“ war die nächste Darbietung. Dieses Stück, komponiert von Franz Schubert im Jahr 1825, wird normalerweise als Sololied gesungen. Es wurde später von Jakob Christ für Männerchöre arrangiert. Jürgen Goloiuch begleitete langsam und feierlich am Klavier. Aus der Renaissance-Zeit stammt das Stück „Wie schön blüht uns der Maien“, gesungen nach einem modernen Arrangement von Friedemann Buhl, was zur Jahreszeit passte. Es ist eines der wenigen uralten Lieder, von dem die Noten noch erhalten sind. Es war ein Tanzstück aus höfischen Tänzen und wurde ohne Begleitung präsentiert. Ein Medley der Comedian Harmonists schloss sich an. Bei „Veronika, der Lenz ist da“, „Wochenend und Sonnenschein“, „Das ist die Liebe der Matrosen“, alles Original 20-er-Jahre-Musik begleitete Buhl am Klavier. Es wurde jetzt schon fetziger, aber es steckte viel Nostalgie bei den Liedern der praktisch ersten „Boy-Group“ in Deutschland drinnen. Dann war der Frauenchor an der Reihe. Die ersten beiden Lieder stammten aus dem damaligen Festdamenprogramm. Es waren das einfühlsame „Morning has broken“ von Cat Stevens und der bekannte Hit „I have a dream“ von ABBA. Friedemann Buhl begleitete am Klavier und Maria Kaltwasser übernahm das Dirigat. In dem Lied „Wie schön du bist“ von Sarah Connor geht es um die Geschichte von ihrem pubertierenden Sohn, der trotz seiner Narben im Gesicht für sie wie für jede Mutter das schönste Kind ist. Das spricht damit aus dem Herzen jeder Mutter. Der Satz stammte von Friedemann Buhl und am Cajon begleitete Nico Emmerich. Acapella präsentierten die Männer im Anschluss das melancholische Lied „Wie kann es sein“ nach dem Original-Satz der Wise Guys. „Die Liebe bleibt“ von Klaus Lage ist ein nicht so bekanntes Lied dieses Interpreten. Es handelt sich um die deutsche Fassung des Titels „As time goes bye“. Hier begleitete die Band, bestehend aus Harald und André Brenner sowie Nico Emmerich. Dies war dann auch beim Lied „Hoffnung“ von Peter Maffay der Fall, arrangiert von Annette Beichert und Friedemann Buhl. Es beschreibt die Hoffnung, dass es keinen Krieg mehr geben solle. Nach der Pause warteten Friedemann Buhl, Tatjana Sujakova, Annette Beichert und Jürgen Goloiuch mit einer gelungenen Überraschung auf. Sie spielten gemeinsam an einem Klavier die „Tritsch-Tratsch-Polka“ von Johann Strauß und erhielten dafür viel Applaus. Dann legte sich bei dem Lied „Benia Calastoria“ aus den Trentiner Bergen eine ergreifende Stimmung über die Halle. Es begann recht leise und endete mit einem lauten Schlussakkord. Auch das Publikum war hier mit einbezogen. Der Titel „Return to sender“ von Elvis Presley war von den Männern bei einem Ausflug nach Bargen/Bern in den Achtziger-Jahren bereits gesungen worden. „Crazy little thing called love“ von Queen wurde unter Begleitung von Klavier und Band im altmodischen Rock´n Roll-Rhythmus präsentiert. Für zwei Lieder wurden separate Gruppen zusammengestellt. Zwölf Sänger präsentierten „With a little help from my friends“ von den Beatles nach der Fassung von Ringo Star. Vier junge Sänger präsentierten mit viel Enthusiasmus nach dem Arrangement von Buhl mit Band-Begleitung „Junge“ von den „Ärzten“ und erhielten dafür einen tosenden Beifall. Alle Männer durften dann zum Lied „Küss mi“ von den Bläck Föös wieder ran. Dieses wurde aus dem „Kölschen“ in den hiesigen Dialekt übertragen. Dann traten wieder die Frauen auf die Bühne. „I will follow him“ aus dem Film „Sister Act“ wurde gekonnt geschmettert und kam sehr gut an. Die Ansage hierzu hatte der Vorsitzende Steffen Emmerich selbst übernommen, da er sich dieses Lied gewünscht hatte. Eine Überraschung für den Dirigenten durfte dann aber nicht fehlen. Erwin Winterbauer hatte das Lied „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens entsprechend umgedichtet und das Publikum stimmte in den Refrain mithilfe der verteilten Liedblätter lautstark ein. Hier hieß es dann „Friedemann Buhl, Dirigent und Freund für immer, man ist der cool, schreibt Lieder, dirigiert schon immer, weil er es kann. Ja, er ist halt unser bester Mann, unser bester Mann!“ Sichtlich gerührt war Buhl von dieser Darbietung. Seine offizielle Ehrung wird erst im Oktober beim Ehrungsabend des Chorverbandes in der Dr. Sieber-Halle in Sinsheim vorgenommen. Trotzdem ließ es sich Michael Mireisz vom Chorverband Elsenzgau nicht nehmen, eine kleine Laudatio zu halten. Seitens des Vereins erhielt Buhl durch den Vorsitzenden Steffen Emmerich einen Gutschein für ein Wochenende im Drei-Sterne-Wohlfühlhotel „Frohsinn“ in Fischen im Allgäu sowie ein Buch mit alten Anekdoten rund um den MGV. „Thank you for the music“ von ABBA war der passende Schlusstitel, bei dem alle Mitwirkenden auf der Bühne waren. Dirigiert wurde dieser Titel von Maria Kaltwasser. Sie hatte Teile der Probenarbeit übernommen und Buhl enorm unterstützt. Eine Zugabe, die vehement gefordert wurde, durfte natürlich nicht ausbleiben. Ebenfalls alle Beteiligten intonierten „Hey Tonight“ von der Gruppe CCR, was noch einmal enorme Stimmung brachte.
Zu den Bildern:
Aufnahmen: Rainer Ohlheiser
Tritsch-Tratsch-Polka: v.l.n.r.: Annette Beichert, Friedemann Buhl, Tatjana Sujakova, Jürgen Golouich (acht Hände an einem Klavier)
Ehrung: v.l.n.r.: Michael Mireisz, Friedemann Buhl, Steffen Emmnerich bei der Ehrung
Gesamtchor: Frauen- und Männerchor am Ende beim gemeinsamen Auftritt